Bettlektüre #1 – Schluss mit Secondhand-Sex

Short Version: Dieses Buch bitte lesen!

Long Version:

„Ein Grossteil der Frauen, die zu mir in die Massage kommen, haben wie ich selber auch sexuellen Missbrauch und sexualisierte Gewalt erlebt. Ich wünschte mir, dass alle betroffenen Frauen wissen: Heilung ist möglich.“ (Marlise Santiago)

Wenn sexuelle Heilung eine 101-Meilen-Reise ist, dann ist dieses Buch darin ein 7-Meilen-Schritt. „Schluss mit Secondhand-Sex – Innenerleben statt Aussenerleben“ – die Autorin Marlise Santiago hat auf knapp 250 Seiten eine berührende Sprache gefunden, um unsere aufgescheuchte Bett-Kultur zu beruhigen.

„Secondhand-Sex“ ist hierbei ihre Wortschöpfung, um eine konditionierte sexuelle Norm zu beschreiben, für die viele Menschen ganz automatisch ihr inneres Erleben verlieren. Sie schildert, wie die medialen Einflüsse, die wir täglich inhalieren, unsere Körper-Stimme betäuben und aus Sexualität schließlich ein kleinen, abgezirkelten Bereich machen, der nicht mehr unser „ganzes Wesen berührt“. Die erklärte Einladung dieses Buches: sexuelle Prägungen soweit zu erlösen, dass Sexualität wieder eine zutiefst individuelle, ganzheitliche und nährende Erfahrung wird.

Mit dem Erfahrungsschatz einer Sexualberaterin, Körpertherapeutin und „Berührerin“ im Hintergrund weckt sie dennoch in der Leserin das Gefühl, schlicht eine gute, liebevolle Freundin zu sein, die erzählt. Bei einem Thema, in dem viel geschrieben und abgeschrieben wird, kreist all ihr Anliegen um diesen einen Raum: Was erlebst du innen statt außen? Was sagt dein Innenerleben dazu – wenn wir die Bilder, Erwartungen und Gewohnheiten mal für einen Moment beiseite lassen?

Alternativen zu sexuellen Mustern finden

Und in dieser fantastischen Art und Weise, gelassen zu bleiben, zertrümmert sie die Goldenen Kälber sexueller Selbstkritik. „Sexuelle Probleme gibt es nicht.“, sagt sie, und „Sexualität ist unspektakulär.“ Zum Beispiel schreibt sie eine Weile über den Orgasmus und die verkrampften Versuche, ihn zu definieren, und wischt dann all diese Dinge beiseite, indem sie einlädt, die Definition von Orgasmen nach dem eigenen Genuss zu richten statt umgekehrt. „So plädiere ich dafür, den Orgasmus-Stress zu reduzieren und das Genießen zu erhöhen.“

Das Buch ist in sechs Teile unterteilt und widmet sich im Schwerpunkt der Sexualität allgemein, der Selbstliebe, Frauen, Männern, „dem Weg zum Mann“ und schließlich Paaren. So wandert es – als sei es ein Spaziergang unter Freundinnen – durch die meisten der „big issues around sex“. Während ich nur einem Plauderton folgend die Seiten umblättere, lerne ich aus Versehen eine ganze Menge, über stille Vereinigung und über Pornografie, über die Ängste von Männern, weibliche Ejakulation, Sex nach der Geburt, „Genitalmassage ohne sexuelle Absicht“, … und habe schließlich einen Rucksack voller Experimente und neuer Perspektiven bei mir. Eines dieser wertvollen Bücher, die aus ihren eigenen Zeilen heraus in die Welt treten können, um leibhaftig neue Räume zu kreieren.

HIER entlang bitte folgen zum Buch:-)

 

©Ilan Stephani